Coesfeld. Sich über die Energieversorgung der deutschen Nachbarn zu informieren, war die Absicht einer Zweier-Delegation aus Coesfelds niederländischer Partnerstadt De Bilt, die vor einigen Tagen den Stadtwerken Coesfeld einen Besuch abstattete. Das Hauptaugenmerk der Gäste aus den Niederlanden lag vor allem bei den regenerativen Energieformen.
Ger Tielen vom Partnerschaftskomitee in De Bilt und Bouwe Taverne, dem BENG!-Vorsitzenden (De Bilt Energy Neutral Community) waren in Begleitung des Vorsitzenden des Coesfelder Partnerschaftsvereins, Heinz Öhmann, vor Ort. Anwesend waren auch die beiden Klimaschutzmanagerinnen der Stadt Coesfeld, Julika Fritz und Johanna von Oy, die den Gästen die städtischen Klimaschutzaktivitäten ausführlich erläuterten. Die Gäste bekamen darüber hinaus aufschlussreiche Einblicke in die Arbeitsweise der Stadtwerke als regionales Unternehmen, das die Menschen mit weit mehr als Gas, Strom und Wasser versorgt.
Durch die seit 2018 existierende Zusammenarbeit der Stadtwerke Coesfeld mit den Stadtwerken Borken und den Gemeindewerken Reken (seit 2023) im Emergy-Verbund, ist eine langfristige und strategische Weiterentwicklung der Unternehmen möglich geworden. Diese Kräftebündelung bezieht sich nicht nur auf die klassische Daseinsvorsorge, sondern stellt den Bürgern ihrer Stadt darüber hinaus Bäder, Parkraum Glasfaser und Wärmelösungen zur Verfügung und treibt zudem den weiteren Ausbau der E-Mobilität voran. Zum Leistungsportfolio der Emergy gehören kaufmännische und technische Dienstleistungen sowie der Betrieb von Infrastrukturen. Dabei versteht sich das Unternehmen als Treiber innovativer Themen und digitaler Geschäftsmodelle. Die Emergy forciert gezielt den Ausbau der Energiewelt von morgen und entwickeln nachhaltige Energieformen um den Schutz des Klimas zukunftsfähig auszubauen.
Wie letzteres funktioniert, stellte der Geschäftsführer der Stadtwerke Coesfeld und Borken Ron Keßeler, der zugleich Emergy-Geschäftsführer ist, seinen Gästen am Beispiel des Windparks Letter Bruch vor. 2021 ans Netz gegangen, produziert der 13 WKA zählende Windpark so viel Strom, dass er für rund 40 000 Haushalte reicht. Abgerundet wird das Angebot an grüner Energie durch einen Mix aus Sonnenenergie und Biogas – hergestellt wird dieser Strom von regionalen Unternehmen sowie landwirtschaftlichen Betrieben, die diese Energie in das Netz der Stadtwerke einspeisen. Der so erzeugte
Ökostrom gehört als „Mein Stadtwerke Strom Regio“ zum Angebot der Stadtwerke. Es ist ein Angebot, das stetig ergänzt und erweitert wird.
Dieses System funktioniert inzwischen so gut, dass die Stadt Coesfeld bilanziell stromautark ist, und auch überregional bereits den Beinamen „Windstadt“ bekommen hat. Damit liegt Coesfeld bundesweit an der Spitze.
Der Einsatz innovativen Energieformen wie die „Kalte Nahwärme“ zählt ebenfalls zum Portfolio der Stadtwerke. Gerade entsteht im Borkener Stadtteil Weseke unter Federführung der Stadt und der Stadtwerke Borken eine Wohnsiedlung, in der eine Vielzahl von Gebäuden mit der „Kalten Nahwärme“ ausgestattet werden.
Auch das Thema „Wasserstoff“ ist eines, mit dem sich die Stadtwerke schon länger auseinander setzen - mit dem Ziel, diese nachhaltige und umweltfreundlich Energie möglichst rasch für ihre Kundinnen und Kunden nutzbar zu machen.
Fazit des ersten deutsch-niederländischen Treffens dieser Art: Das Partnerschaftskomitee aus de Bilt und BENG! können sich einen weiteren Besuch bei den Stadtwerken vorstellen. Der soll mit einer größeren Gruppe stattfinden, um tiefere Einblicke in die Verwaltungsstruktur, die Finanzierung, die Entscheidungsfindung und die Bürgerbeteiligung zu gewinnen – alles Faktoren, die das münsterländische Coesfeld zu einer Stadt mit großer Innovationskraft in Bezug auf die Klimaneutralität machen, und von der die niederländische Partnerstadt de Bilt lernen und partizipieren möchte.