Coesfeld. Landwirtschaft und Wasserwirtschaft – ohne diese beiden Wirtschaftszweige läuft nichts richtig rund. Die Landwirtinnen und Landwirte liefern Nahrungsmittel in pflanzlicher und tierischer Form und die Wasserwirtschaft hat den Auftrag, die Menschen mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Die Gegenspieler in dieser Beziehung sind Dünge- und Pflanzenschutzmittel, die auf der einen Seite wichtig für das Wachstum der Pflanzen sind, auf der anderen Seite aber ins Grundwasser geraten können. Ein Zuviel von beidem sorgt dafür, dass das Trinkwasser nicht die Qualität hat, die es haben muss, um das Lebensmittel Nummer 1 zu sein. Landen Nitrat, das beim Düngen der Nutzflächen entsteht, oder nicht abgebaute Pflanzenschutzmittel im Trinkwasser und überschreiten dabei die Grenzwerte, so müssen diese mit enormem technischen Aufwand teuer wieder entfernt werden.
Um es gleich vorwegzunehmen: Die Steverkooperation ist eine Erfolgsgeschichte. Die Grundwasserqualität hat an vielen Messstellen fallende Nitratwerte. Denn seitdem sich Landwirtschaft und Wasserwirtschaft zu Gemeinschaften zusammenschließen und dabei voneinander lernen, liegt das Hauptaugenmerk auf bedarfsgerechten und wasserschonenden Düngungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen.
So wie bei den Mitgliedern der Steverkooperation, die vor 33 Jahren ihre Arbeit aufnahm, und in deren 800 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet der Stever 3000 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 51 500 Hektar liegen.
„Das ist ein großer Erfolg, der zeigt, dass Landwirtschaft und Trinkwasserschutz gelingen kann“, sind sich die Ortslandwirte von Coesfeld und Lette, Marcel Uesbeck und Johannes Peter, einig, die noch einen weiteren Grund zur Freude haben: Die hohe Akzeptanz der Steverkooperation bei den Landwirtinnen und Landwirten. Die an der Steverkooperation beteiligten Betriebe bewirtschaften 70 Prozent der Flächen im Gebiet der Gemeinschaft. „Besonders in den Wasserschutzgebieten der Stadtwerke Coesfeld haben wir eine sehr hohe Beteiligungsquote. Im Wasserschutzgebiet Lette/Humberg zum Beispiel werden 95 Prozent der Flächen wasserschonend bewirtschaftet“, berichten Stefan Hüwe-Thesker und Burkhard Kleinhölting, die Vorsitzenden der Landwirtschaftlichen Ortsverbände Coesfeld und Lette. Diese Zahlen machten deutlich, wie groß die Bereitschaft ist, aktiv an einer umwelt- und ressourcenschonenden Landwirtschaft mitzuwirken.
Zudem stellen Landwirte Versuchsflächen zur Verfügung: „So können wir gemeinsam ̶ Kammerberatung und landwirtschaftliche Praxis ̶ neue Ideen ausprobieren und testen, wie und ob durch neue Anbauverfahren Dünger und Pflanzenschutzmittel eingespart werden können“, sagt Lars Bücker, Grundwasserschutzberater bei der Landwirtschaftskammer. „Learning by doing“ nennt Bücker diese Form der Beteiligung am Instrument „Steverkooperation“. Auf diese Weise tragen Landwirtinnen und Landwirte nicht nur zur Weiterentwicklung neuer Techniken bei, sondern, indem sie ihre Erfahrungen austauschen, auch zur Verbesserung der Konzepte.
Ebenfalls werden die freiwilligen Förderprogramme zum Gewässerschutz, die mit der Beratung der Landwirtschaftskammer entwickelt wurden, wie zum Beispiel zusätzliche Abstandsauflagen und extensivierte Anbauverfahren, angenommen und umgesetzt. Gerade in Lette ist dabei eine überproportional hohe Teilnahme entstanden.
Die Erfolgsgeschichte der Steverkooperation lässt sich fortsetzen: Im Rahmen der Wasserkooperation wurden im gesamten Einzugsgebiet des Halterner Stausees 110 Hektar Gewässerschutzstreifen angelegt. Ihre Abstandsstreifen gehen dabei weit über die gesetzlichen Auflagen hinaus. „Das ist eine freiwillige Leistung von uns, um das Grundwasser zu schützen“, erklärt Landwirtin Gerburgis Brosthaus aus Lette. “Gerade im Bereich Coesfeld und Lette legen viele Landwirte diese Gewässerschutzstreifen an.“
Auch die Reduzierung der Stickstoffdüngung liegt den Landwirten der Steverkooperation am Herzen. Mittlerweile werden 480 Hektar der Flächen im Kooperationsbereich stickstoffreduziert bearbeitet. Für den daraus resultierenden Ertragsverzicht erhalten die Landwirte und Landwirtinnen einen Ausgleich von den Stadtwerken Coesfeld.
Im Bereich Coesfeld und Lette werden übrigens 320 Hektar stickstoffreduziert bearbeitet. „Darüber hinaus bieten die Stadtwerke Coesfeld ein wasserschonendes, über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehendes Zwischenfruchtanbaukonzept in den Wasserschutzgebieten Coesfeld und Lette/Humberg an“, berichtet Peter Wessels, Bereichsleitung Technik/Netze bei den Stadtwerken Coesfeld. Hieran beteiligen sich die Betriebe trotz größerem Bewirtschaftungs- und Bürokratieaufwand mit über 100 Hektar.
Neben den freiwilligen Maßnahmen und Konzepten vervollständigt das Element der Beratung der Landwirtschaftskammer das Portfolio der Steverkooperation. Sie bietet den Mitgliedern der Gemeinschaft in Wasserschutzgebieten eine kostenfreie Düngeberatung an. Auf diese Weise kann eine höhere Düngeeffizienz erreicht werden, sodass insgesamt weniger Nitrat ins Grundwasser gelangt: So wird die Qualität des Grundwassers gesichert und verbessert.
Lars Bücker, Grundwasserschutzberater der Kooperation bei der Landwirtschaftskammer, zieht ein durchweg positives Fazit nach 33 Jahren Steverkooperation: „Die Bereitschaft der Landwirte aktiv am Gewässerschutz mitzuarbeiten und neue Methoden in der Bewirtschaftung auszuprobieren, ist auch nach über 33 Jahren der Zusammenarbeit in der Wasserkooperation sehr hoch. Die Kooperation lebt davon, dass sich Landwirte immer wieder für neue Methoden begeistern lassen. Und so macht die Arbeit allen Seiten, Landwirten, Beratung und den Stadtwerken Coesfeld Spaß und bringt Erfolg!“